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Bruch´s Alpinabahn auf der Dippesmess in Frankfurt
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Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause, in denen die sogenannten Pop-Up-Freizeitparks als Ersatzveranstaltungen durchgeführt wurden, ging es wieder zurück in die Normalität und die Menschen konnten endlich wieder auf „ihre Kirmes“ gehen. Wir waren vor Ort:
Den Startschuss setzte der Frühjahrssend in Münster (NRW), bei traumhaftem Wetter und einem Zulauf, den viele Beschicker in ihrem bisherigen Schaustellerleben so noch nicht erlebt hatten. Ein wichtiges Signal für die gesamte Branche und die weiteren Veranstaltungen, die in diesem Frühjahr allesamt durchgeführt werden konnten, mit Ausnahme derjenigen, die bereits im Vorfeld abgesagt oder verschoben wurden.
Alles schaut gebannt in Richtung München
In den Fokus rückte dabei immer wieder die größte und bedeutendste Veranstaltung, das Oktoberfest in München, welche aber zugleich ein Alleinstellungsmerkmal unter allen Volksfesten hat. Manchen Schaustellern hat es gar nicht gefallen, dass sich alles so auf München fokussiert hat. Zu Beginn des Jahres gab es noch ein großes Fragezeichen, ob Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter im Herbst wieder „O’zapft is!“ ausrufen könne.
Darf man Oktoberfest feiern, wenn in der Ukraine geschossen wird?
Dieser äußerte sich skeptisch im Hinblick auf die Durchführung einer Wies’n 2022, aber auch zunächst im Hinblick auf das Münchner Frühlingsfest, die sogenannte „kleine Wies’n“, das 1965 zum ersten Mal stattfand. Für ihn persönlich sei es "schwer vorstellbar zu feiern, Bier zu trinken und Karussell zu fahren, wenn gleichzeitig in unserer Partnerstadt (Kiew, Anm.d. Redakt.) und dem ganzen Land der Ukraine so großes Leid herrscht und Menschen in diesem brutalen Krieg sterben".
"Den Menschen Freude geben"
Der Münchner Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) sagte hingegen, das Oktoberfest sei ein bayerisches Kulturfest. Dieses abzusagen lasse Kremlchef Putin "genau das Ziel erreichen, das er haben will: Dass unsere westliche Kultur beeinträchtigt wird", so Baumgärtner. "Ich glaube, dass niemand den Ukraine-Krieg vergisst. Es ist aber Zeit, den Menschen eine Perspektive und Freude zu geben." Baumgärtner erwartet unter Umständen sogar mehr Gäste als 2019 – vielleicht sogar eine Rekord-Wiesn.
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XXL-Höhenrausch von Anja Goetzke
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München: Break Dance in neuem Look
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Die Sehnsucht nach einem unbeschwerten Volksfest zeigte sich dann auf dem Frühlingsfest, welches allerdings keine Veranstaltung der Stadt ist, sondern vom Münchner Schaustellerverein durchgeführt wird. Diesem überließ Reiter die Entscheidung falls die Genehmigung erteilt werden sollte. Es war die richtige Entscheidung. Zum Auftakt am ersten Wochenende waren bereits vor dem Anstich die Wege und Eingänge zwischen den Buden und Zelten voll mit Tausenden von Menschen, die in Dirndl und Lederhose gekommen sind und sich riesig gefreut haben, dass es jetzt endlich wieder Volksfeste gibt.
Solche Bilder kannte man früher eigentlich nur von der Wies’n. Vom 22. April bis zum 8.Mai amüsierten sich über 300.000 Menschen auf der Theresienwiese.
Peter Bausch, der Chef der Münchner Schausteller, nach dem Frühlingsfest: Für die Menschen sei ein Besuch auf dem Frühlingsfest ein "Kurzurlaub für die Seele" gewesen, sagt er. "Es war ein rundum gelungenes Fest." Und es war ein Testlauf für die Wies’n im Herbst. Noch während der Spielzeit, gab Münchens OB grünes Licht für das Oktoberfest, das ohne Beschränkungen und Maskenpflicht durchgeführt wird.
Guter Mix an Fahrgeschäften in München
Auf dem Frühlingsfest waren neben der Wasserbahn Rio Rapidos (Eingangsbereich mit neuem Wasser-Parkour) und dem Skater der Familie Kaiser die Wilde Maus (Kettenlift links) von Renate und Peter Münch, der Musik Express und die Überschlag-Schaukel Top Spin Fresh von Zehle, Parkour von Aigner, die XXL Höhenrausch Schaukel von Anja Goetzke, das Oktoberfest Riesenrad von Willenborg, der Wellenflug von Lechner, die Münchner Rutsch’n von Stey, Pirateninsel von Kinzler, Distels Lach+ Freu-Haus, die Geisterbahnen von Eckl und Dom-Jollberg (Fahrt zur Hölle), die Autoscooter von Kollmann (neues Lichtkonzept), Menzel und Geier sowie weitere Kindergeschäfte.
Break Dance mit neuer LED-Beleuchtung und frisch lackiert
Viele Schausteller nutzten die Corona-Zwangspause für Veränderungen an ihren Fahrgeschäften. So präsentierte sich der Klassiker unter den Fahrgeschäften, der Break Dance, unter Alexander Goetzke wie aus dem Ei gepellt, in einer komplett neuen Optik: Alle Gondeln wurden generalüberholt, in neuen Designs lackiert und mit modernster multicolour LED-Beleuchtung ausgerüstet, durch die eine enorme Stromeinsparung erreicht wird. Die Rückwand ist vollständig in Handarbeit mit modernen Motiven bemalt. Neben dem neuen Kassenhäuschen, in dem wir mit Marlies Löwenthal eine alte Bekannte antrafen, gibt es auch neue Figuren.
Die Schwiegermutter von Alexander Goetzke, die früher oft mit der leider nicht mehr reisenden, schönsten und größten aller Wildwasserbahnen (die 1992 von der Firma Mack erbaute Wildwasser 3 von Löwenthal, seit 2018 im Skyline Park fest installiert) in München zu Gast war, gab die Fahrchips am Familientag wie am Fließband aus. Sie hat sich bestimmt gefreut, für einige Tage wieder mal auf der Reise sein zu können.
Kölner Frühlingsfest wegen Tumulten vorzeitig beendet
In Köln haben sich am Familientag unschöne Szenen abgespielt. Der Platz am Deutzer Rheinufer, von sich aus schon mit einer engen Wegeführung ausgestattet, platzte aus allen Nähten. Hier sind die Öffnungszeiten immer schon ein Problemfall, da wegen der Anwohner schon um 22 Uhr Feierabend ist. Einige Schausteller konnten die Nachfrage nicht mehr bedienen, da sie bereits viele Eintrittskarten verkauft hatten, sodass die weiteren Fahrten bis zur Schließung um 22 Uhr ausverkauft waren.
Wütende Kunden, Schlägereien und Polizeieinsatz
Laut Bericht der Polizei entstand eine aggressive Grundstimmung, im Zuge derer die Kassenhäuschen der Schausteller regelrecht belagert wurden. Nachdem sich auf dem völlig überfüllten Platz zahlreiche Schlägereien ereigneten, beendeten die Veranstalter, die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) und die Stadt, das Frühlingsfest aus Angst vor einer Massenpanik bereits um ca. 21.30 Uhr. Fazit: Der nächste Familientag wurde gestrichen, und in den weiteren Tagen musste noch eine Stunde früher dicht gemacht werden.
In Köln Familien und Kirmesfans traurig
Das bedeutete Umsatzeinbußen und sorgte für Entsetzen bei den Schaustellern, weil sie wegen einiger Idioten die Leidtragenden waren. Aber auch einkommensschwache Familien, die sich den Besuch nur an diesen Tagen leisten können, und Kirmes-Fans, die sich wütend zur Absage des Familientags auf Facebook äußerten, traf es besonders hart.
In einem Brandbrief an die Stadt Köln und Pressevertreter nahm die Bürgerinitiative Deutzer Werft zu den Zuständen rund um die Deutzer Kirmes Stellung. Neben der katastrophalen Parkplatzsituation seien die Belästigungen durch Lärm und Abgase, die Verschmutzungen in Hauseingängen, Toreinfahrten und Grünanlagen sowie das Geschrei und die Pöbeleien durch Jugendliche, die auf Krawall aus seien, nicht mehr hinnehmbar.
Wie konnte es eigentlich zu diesem Massenandrang kommen? Laut Willi Krameyer vom Vorstand der GKS, kamen mehrere Faktoren zusammen: „Schönes Wetter, Osterferien, vergünstigte Tickets und die lange Corona-Pause...“
Top-Besetzung auf dem Hamburger Frühjahrsdom
Der Hamburger Dom, der wegen Corona viermal ausgefallen war und zweimal unter Zugangsbeschränkungen stattfand, hatte in diesem Frühjahr neben Stuttgart die wohl mit Abstand attraktivste Beschickung. Der legendäre Höllenblitz von Renoldi/Ottens, die größte Indoor-Achterbahn der Welt, die 1992 auf der Frankfurter Dippemess ihre Weltpremiere feierte, kehrte nach längerer Abstinenz wieder auf einen Festplatz zurück. Ein kleiner Schlenker zur Dippemess: In diesem Frühjahr war lange nicht klar, in welchem Rahmen die Dippemess veranstaltet werden könne.
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Attraktion in Hamburg: Höllenblitz von Renoldi/Ottens
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Erst seit dem 2. April stand fest, dass die Dippemess ohne Einschränkungen stattfinden kann, diese späte Entscheidung erschwerte die langfristige Planung. Das bestätigte auch Thomas Roie, Vorstand des Schaustellerverbandes Frankfurt. Er sei außerdem dankbar, dass bei der Dippemess hauptsächlich mobile Anlagen benutzt würden, die schnell auf das Festgelände transportiert werden könnten. Dazu gehörten allerdings nicht die Großanlagen Alpina Bahn von Bruch und Daemonium von Blume, die den Platz am Ratsweg im April bereicherten.
Gute Frequenz auf Frankfurter Dippemess
„Vom 8. April bis 1. Mai besuchten knapp eine halbe Million Gäste das Frankfurter Traditionsfest und genossen Rummel, Leckereien und Volksfeststimmung“, berichtete Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann. Zurück zum Höllenblitz: Von 2019 bis 2021 (in dieser Zeit fanden aufgrund von Corona keine Kirmesveranstaltungen statt) war die Bahn unter dem Namen Safari-Blitz im Serengeti-Park zu Gast. Was 1992 unter dem Namen Magic Mountain begann, war die letzte Achterbahnkonstruktion die von der Firma Schwarzkopf gebaut wurde.
Mit 80 km/h auf die Strecke: Höllenblitz
Noch während der Bauphase musste das Unternehmen Konkurs anmelden und Klaus Renoldi stellte die Bahn selbst fertig. 1998 erhielt sie dann eine völlig neue Thematisierung. Der Weltraum wurde erobert, Trips in ferne Galaxien lagen voll im Trend, und so wurde aus dem früheren Zauberberg in Anlehnung an Star Wars die „Star World“, mit der Riesenfigur Gallactor, als einzigartigem Blickfang. 2007 kam der Goldgräber Rusty, um die Besucher zu einer rasanten Fahrt mit 80 km/h über eine 860 Meter lange Strecke durch eine Silbermine einzuladen.
Der Höllenblitz wurde ins Leben gerufen, inspiriert durch den Film „Indiana Jones“. An der Außenfront beeindruckt ein 300 Quadratmeter großer Felsen mit Wasserfall und Berghütten, im Inneren erwartet die Besucher eine phantastische Lasershow mit Feuer, Nebel und Wassereffekten. Sogar die Streckenführung wurde leicht abgeändert, aus dem Inneren der Bahn geht es in einer Schussfahrt steil runter durch die Vorderfront, vorbei am Wasserfall. Im vergangenen Jahr konnten ein neuer 15-Watt-Laser und 16 Lasearrays in die Show integriert werden.
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Tradition in Frankfurt: Roie´s Wellenflug
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Umso schöner für alle Kirmes-Fans, dass diese Kult-Indoor-Achterbahn nun wieder öfters auf der Reise ist. Nach dem Frühjahrsdom in Hamburg war der Höllenblitz auf dem Volks- und Schützenfest in Wolfsburg zu Gast. Von dort aus wird weiter auf die Düsseldorfer Rheinwiese umgesetzt, und anschließend zum Rudolstädter Vogelschießen, welches in diesem Jahr sein 300-jähriges Jubiläum feiert, bevor es schließlich zum Oktoberfest nach München geht.
Chaos für Adrenalinjunkies
Zu den interessantesten Konstruktionen zählt sicherlich der Propeller Chaos Pendel, der auf dem Hamburger Dom ebenso eines der Highlights war. 2018 von der österreichischen Firma Funtime erbaut, wurde er erstmalig auf der Düsseldorfer Rheinwiese präsentiert und bis 2020 vom Schweizer Schausteller Hans-Peter Maier betrieben. Von diesem Fahrgeschäft gibt es weltweit nur zwei Exemplare, neben dem Chaos Pendel die als Festanlage im Wiener Prater installierte Black Mamba. Was ist das Besondere an diesem Karusselltyp? Keine Fahrt gleicht der anderen, da sich aus einem Zusammenspiel von drei Achsen ganz unterschiedliche und unerwartete Fahrvarianten ergeben.
Rotation und Gegenrotation beim Chaos Pendel
Das faszinierende ist also dabei, dass jede Fahrt unvorhersehbar ist. Dabei erinnert dieser sich ständig verändernde Bewegungsablauf eher an eine Achterbahnfahrt als an eine Fahrt in einem Propeller. Zwei Gondeln in denen jeweils acht Personen Platz finden (vier auf jeder Seite) drehen sich im Kreis und um sich selbst. Die Drehung des Hauptarmes wird durch die Rotation eines zweiten kleineren Armes beschleunigt und bei der Gegenrotation abgebremst. Trotz des vermeintlichen Chaos empfindet man die Fahrtbewegung insgesamt überhaupt nicht als unangenehm – im Gegenteil – es sind durchweg fließende Bewegungen, ein Chaos der angenehmen Art.
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Chaos Pendel unter Ottens: Premiere in Hamburg
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Die Schaustellerfamilie Ottens aus Hamburg wollte das Fahrgeschäft aufgrund der außergewöhnlichen Fahrweise und seiner Einmaligkeit als transportable Anlage unbedingt erwerben, damit es wieder auf die Reise gehen kann. Jetzt aber wird das Chaos-Pendel erstmal im Serengeti-Park als Dschungel-Pendel Station machen, nachdem man dort bereits mit dem Höllenblitz gute Erfahrungen sammeln konnte. Weitere Attraktionen, die auf dem Heiligengeistfeld standen: Wilde Maus XXL von Max Johannes Eberhard, Virtual Reality Abenteuerbahn Dr. Archibald Master of Time von Patrick Greier, Wasserbahn Atlantis Rafting von Vorlop, Freefall Extreme der Gebrüder Boos aus Magdeburg, der weltweit einzige transportable Freifallturm, bei dem man während des Falles mit gekippten Sitzen nach unten fährt, Bayerisches Riesenrad von Willenborg, um nur einige zu nennen.
Kleiner Platz mit großartiger Beschickung
Der Platz, auf dem das Wolfsburger Schützen- und Volksfest abgehalten wird, kann mit einer sehr schönen Lage punkten. Eingebettet in den Allerpark und trotz der flächenmäßig eher eingeschränkten Möglichkeiten, ist diese Veranstaltung fast immer ein Garant für eine erstklassige Besetzung. So auch in diesem Jahr, wo neben dem Höllenblitz noch eine zweite große Achterbahn, der Drifting Coaster von Ahrend sowie das Loopingkarussell Infinity und der 80-Meter hohe Kettenflieger Aeronaut (beide Hoefnagels) als Highlights zu erwähnen sind.
Außerdem in Wolfsburg dabei waren die Wasserbahn Poseidon von Heitmann-Schneider, das Riesenrad von Wilhelm, der Jaguar Express von Konrad Ahrend, der Break Dance von Welte, der Voodoo Jumper von Schäfer, Night Style von Armbrecht, das Fun-Lauf-Geschäft Big Bamboo von Hempen, das Große Kino 7-D von Meyer, das Venezianische Karussell von Horst Langenberg, der Autoscooter von Thiliant sowie weitere Kindergeschäfte.
Was war auf den Plätzen im Süden der Republik los?
Das Nürnberger Frühlingsfest dauerte vom 16. April bis zum 1. Mai und sei laut des äußerst rührigen Vorsitzenden des Süddeutschen Schaustellerverbands Lorenz Kalb, „das erfolgreichste aller Zeiten“ gewesen. An allen Tagen, auch unter der Woche wurde der Platz am Dutzendteich stark frequentiert. Im Normalfall beträgt die Spielzeit zwei Wochen, in diesem Jahr wurde nochmal eine Woche drangehangen. Die Schausteller waren allesamt hochzufrieden. Erstmals lief man direkt am Haupteingang auf den Coaster Heidi der Familie Ewald Schneider zu. Von Egon Kaisers Bayern Tower, dem größten Maibaum der Welt, der mit viel Liebe zum Detail ausschließlich handbemalt, alles was die Herzen von Bayern-Fans höherschlagen lässt, zu bieten hat, konnte man in 80 Metern Höhe einen Rundumblick über die Stadt Nürnberg genießen.
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Laserpix von Oliver Jehn
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Augsburg: Plärrer der Superlative
Auf den Augsburger Frühjahrsplärrer strömten die Menschenmassen aus der ganzen Region Schwaben, viele traditionell in Tracht. Josef Diebold vom schwäbischen Schaustellerverband registrierte, dass das Einzugsgebiet deutlich größer geworden sei. Zeitweise war auf dem Kleinen Exerzierplatz der Andrang so groß, dass die Polizei eine Sperrung der Zugänge in Erwägung zog. Insgesamt fiel die Bilanz hier aber auch absolut positiv aus, Schausteller und Festwirte sprachen sogar von einem „Plärrer der Superlative“. Zwei hohe Fixpunkte strahlten mit dem 80-Meter Kettenflieger Jules Verne Tower von Alexander Goetzke und dem Freifallturm Skyfall seines Bruders Michael.
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Freifallturm von Goetzke auf dem Frühjahrsplärrer
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Stuttgart Frühlingsfest: erfolgreich als Light-Version
Auch das 82. Stuttgarter Frühlingsfest, diesmal als Light-Version durchgeführt, war ein voller Erfolg. Der Geschäftsführer der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft, Andreas Kroll bilanzierte kurz vor Ende: „Wir sind mit einer Light-Version an den Start gegangen, die aber schnell zu einer Vollversion wurde. Bis zum Sonntag werden wir auf rund 1,3 Millionen Besucherinnen und Besucher kommen.“
Es gab keine Festzelte, dafür wurde das Konzept der letzten Jahre mit zahlreichen Mini-Biergärten, die zum Verweilen im Freien einluden fortgeführt. Aufgrund der eingeschränkten Öffnungszeiten wurde später als üblich geöffnet und früher aufgehört. Außerhalb der Osterferien blieb der Festplatz in Stuttgart jeweils montags und dienstags geschlossen.
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XXL-Schaukel von Zinnecker auf dem Cannstatter Wasen
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Mark Roschmann, Vorsitzender des Schaustellerverbandes Südwest Stuttgart, hob die Vorreiterrolle des Frühlingsfestes hervor: „Stuttgart hat früh signalisiert, das Fest zu machen. Das war ein wichtiges Zeichen in die gesamte Branche und sicher wegweisend auch für andere Städte und Veranstalter. Der Verlauf war für uns sehr, sehr gut, die Durchführung perfekt und es waren viele Familien da. So haben wir uns das gewünscht und erhofft.“
Almhüttendorf als Festzeltersatz
Am Samstag des letzten Wochenendes strömten die Menschenmassen nach Bad Cannstatt. In bis zu 40 Meter langen Warteschlangen musste sehr viel Geduld und Ausdauer mitgebracht werden. um überhaupt in den Genuss einer Fahrt mit einem der Karussells zu kommen. Profitiert davon, dass es keine Festzelte gab, hat mit Sicherheit Nina Renoldi, die wieder mit ihrem Almhüttendorf in Stuttgart vertreten war. All diejenigen, die Lust auf ein gemütliches Beisammensein mit Tiroler Hausspezialitäten und einem gekühlten Radler gelegt haben, waren in der Hüttenanlage bestens aufgehoben.
Die Größen der Zunft sind in Stuttgart mit dabei
Welche Fahrgeschäfte waren in Stuttgart präsent? Mit dem Rock & Roller Coaster (Vorlop), dem Euro Coaster (Buwalda-Fackler) und der Wilden Maus (Eberhard) waren gleich drei Groß-Achterbahnen vertreten und mit Feuer + Eis von Barth-Kipp und dem Racing Coaster von Thoma-Hartmann zwei weitere Bahnen in kleinerer Ausführung. Weiter waren auf dem Wasengelände zu Gast das Riesenrad Bellevue (Bruch), die Wildwasserbahn „Auf Manitus Spuren“ (Heitmann-Schneider), die Schaukeln Infinity (mit Looping) und Best XXL Exclusive (Zinnecker), Funtime-Kettenflieger The Flyer (Gebrüder Boos), Freifallturm Hangover (Schneider), Gladiator (Buwalda-Kriek, NL), Break Dance (Kinzler), The Real Shake (Blum), 2 x Musik Express (Kinzler und Music Shop Weeber), XXL Krake (Müller), Flipper (Meeß), Disco Fieber (Schramm), Looping Star (Böhm), Hot Shot (Dölle) und Wellenflug (Baumgartner). Neben dem Irrgarten Glasfabrik von Moser, der seine Premiere feierte, gab es mit Geheimnisse des Orients (ebenfalls Moser), Crazy Vegas (Lehmann), Remmi Demmi (Wilhelm) und dem XXL Lachhaus (Renz) weitere Belustigungen.
Die Rallye Monte Carlo (Fackler), die Geisterbahnen Haunted Mansion und Geister Villa, der niederländischen Schausteller Hinzen und Molengraft-Sipkema und vier Autoscooter (Top In; Roschmann-Hahn, Planet Rock; Roschmann, Super Skooter und Carat 2000; Kritz) rundeten die Beschickerliste ab. Eine Attraktion, die seit 1932 bis auf wenige Ausnahmen regelmäßig auf dem Münchner Oktoberfest spielt, aber auf anderen Festplätzen kaum noch zu sehen ist, kam mit der Motorrad-Steilwandshow von Wissinger (Original: Pitts Todeswand) auch nach Stuttgart und sorgte für reichlich Andrang während der Rekommandation. Jagath Perera aus Sri Lanka fing 2005 bei Pitts Todeswand als Fahrer an und übernahm 2007 die Leitung des legendären Holzkessels, der ohne ihn vermutlich schon Geschichte wäre.
Sexismus-Debatte um das Stuttgarter Frühlingsfest polarisiert
Ausgehend von der Grünen-Stadträtin Jitka Sklenářová wurde eine Debatte über bestimmte Motive auf den Geschäften der Schausteller entfacht, die nach Ansicht ihrer Fraktion teilweise sexistisch und diskriminierend seien. Laut Mark Roschmann, ging es dabei um drei halbnackte Frauen, deren Blusen oder Büstenhalter offen waren. Die Grünen-Fraktion forderte die Stadtverwaltung auf, derartige Darstellungen künftig zu verbieten. Roschmann signalisierte Gesprächsbereitschaft und schlug einen gemeinsamen Rundgang auf dem Festplatz vor.
Schaustellerin Sabine Ernst äußerte sich, sie teile die Kritik der Grünen nicht und sehe die Bemalung weder als diskriminierend noch als sexistisch, sondern eher schön im orientalischen Ambiente. Trotzdem überklebte sie die Brüste einer Bauchtänzerin an ihrem Geschäft „Märchen aus 1001 Nacht“ um zu verhindern, dass Volksfeste wegen solcher Abbildungen in einen schlechten Ruf geraten und als nicht mehr familienfreundlich gelten.
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Stuttgart Frühlingsfest: Bellevue-Riesenrad von Oscar Bruch
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Stadtoberhaupt von Stuttgart unterstützt die Schausteller
Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) zeigte wenig Verständnis für die Forderung und sprang den Schaustellern zur Seite. Im Stuttgarter Gemeinderat musste er sich heftige Kritik zu seiner Aussage, „der Gemeinderat solle keine Zensurbehörde, kein Hoher Rat der Tugend- und Sittenwächter, der Inquisitoren und Diskriminierungsfahnder werden“ anhören. Im Übrigen ständen die Schaustellerinnen und Schausteller nach zwei Jahren der Pandemie in einem wirtschaftlichen Überlebenskampf und müssen ihre Kräfte auf existenzielle Themen konzentrieren.“ Die Grünen legten ihm sogar indirekt eine Fortbildung zum Thema Sexismus nahe.
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Für Kirmes-Fans ein Muss: Steilwandfahren in der alten Holzarena von Wissinger
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Zu der Debatte um die sexistischen Bilder konnten wir den Präsidenten des Deutschen Schaustellerbundes, Albert Ritter, anlässlich der Kirmes am Stadion an der Hafenstraße in Essen befragen. Laut Ritter, müsse man bedenken, dass die meisten dieser Bemalungen vor 30 Jahren oder noch weiter zurückliegend, entstanden sind, also aus einer völlig anderen Zeit.
Seiner Meinung nach würde man hier das Kind mit dem Bade ausschütten. Für die Schausteller wäre es außerdem eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung, wenn komplette Fassaden umgestaltet werden müssten. Schausteller, die in früheren Zeiten selber von Diskriminierung betroffen waren, seien weder rassistisch noch diskriminierend, sondern auf ihren Festen offen für alle Menschen, egal welcher Nation sie angehören.
Wie geht es weiter mit den Volksfesten?
Wahnsinn, überragend, lief super, so was hat es bisher noch nicht gegeben.Egal, mit welchen Schaustellern man sprach, man bekam nur Superlativen zu hören, was die Frühjahrsveranstaltungen anbetraf. Dabei muss man aber bedenken, die riesigen Schlangen an den Kassenhäuschen und die wie am Fließband verkauften Eintrittskarten sind nur Momentaufnahmen.
Zwei lange Jahre litten die Schausteller unter Existenzängsten, einige waren gezwungen ihre letzten Reserven aufzubrauchen, viele verloren ihr komplettes Stammpersonal (da sich während der Pandemie zahlreiche Arbeitskräfte nach anderen Jobs umgesehen haben) und manche (Gottseidank nur ganz wenige) mussten ihre Betriebe aufgeben.
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Jagath Perera in Aktion (Stuttgart)
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Kulturgut Volksfest muss erhalten werden
Die allermeisten Schaustellerbetriebe werden von Familien geführt und finanzieren sich eigenständig. Sie sind bisher noch nie in die Situation gekommen, Subventionen in Anspruch nehmen zu müssen. Corona hat alles verändert. Stillstand, nichts drehte sich mehr, Berufsverbot für eine ganze Branche. Ohne staatliche finanzielle Unterstützung, wäre das über 1000-jährige Kulturgut Volksfest zum Sterben verurteilt.
Somit besteht nun großer Nachholbedarf in der Schaustellerbranche, aber natürlich auch bei den Menschen, denen die Volksfeste gefehlt haben. Wie lange die Nachfrage anhalten wird, das mag keiner so genau voraussagen. Viele Besucher ärgern sich über die gestiegenen Preise.
Dabei müssten die Schausteller noch höhere Preise verlangen, um die riesigen Kostensteigerungen einigermaßen auffangen zu können. Vor allem die Benzinpreise, die immer mehr zu einer Verschärfung der Transportsituation beitragen, aber auch die höheren Kosten für Strom und Personal für den Auf- und Abbau und die Spielzeit machen den Betrieben immer mehr zu schaffen. Es bleibt abzuwarten, wie sich Inflation und immer weiter steigende Kosten auf das Freizeitverhalten der Menschen auswirken werden.
Juli 2022/ Dominik A.J. Sourek
Copyright Fotos: Verlag/Sourek